Rückblick NaNo 2023

Titelbild des Beitrages, enthält nur Text. Titel: Rückblick NaNo 2023

 
Mit ein bisschen Verspätung kommt mein Beitrag zum diesjährigen NaNo dann auch noch.

 
Für mich ist der Monat sehr gemischt und durchwachsen gewesen. Selbst wenn das Ergebnis nicht danach aussieht. Zahlen allein sind einfach nicht alles.

 
Klassisch sieht der NaNo 50.000 geschriebene Wörter vor.

Mittlerweile sind zwar auch einige Abweichungen erlaubt, es muss nicht mehr ein völlig ungeplanter Roman sein, es darf auch überarbeitet oder geplant werden. Früher fiel das darunter, rebellisch zu sein, heutzutage nicht mehr.

 
Allgemein wird gern behauptet, der NaNo würde helfen, eine Routine aufzubauen. Ich bin da anderer Ansicht. Zumal ich eine Routine habe.

 
Eine Erkenntnis dieses Monats ist gewesen, dass ich kämpfen musste, meine Routine zu erhalten. Dabei hatte ich vorsorglich alle laufenden Projekte mit in den Monat genommen. Mein Ziel war klar gewesen, den vier von acht Projekten, an denen ich aktiv schreiben wollte, mehr Priorität zu geben, der Rest sollte nebenbei mitlaufen. Ich kenne mich gut und ich habe gewusst, wenn ich diese anderen vier Projekte den Monat über ganz liegen lasse, müsste ich mir für diese im Anschluss erst wieder die Routine aufbauen.

 
Die meisten Leute sind überrascht, wenn sie von der Anzahl der Projekte hören. Vielleicht denken einige auch, dass es bei so vielen Projekten kein Wunder ist, dass ich nicht vorankomme, aber das will ich nicht unterstellen.

Fakt ist: Ich habe ADHS und die Menge ist ein Nebenprodukt dessen.

Eines der Projekte – allerdings eines, an dem ich geschrieben habe –, ist ohnehin nur für den Zeitraum des NaNo dabei gewesen. Die restlichen sieben gab es vorher und gibt es weiterhin.

 
Von den vier Schreibprojekten war wie gesagt eines nur temporär, an zwei weiteren schreibe ich seit Monaten mehr oder weniger beständig. Wirklich neu hinzugekommen war an diesem Punkt also nur eines.

 

Ziele

Ich bin mit verschiedenen Zielen in den Monat gegangen. Was nicht bedeutet, dass ich mit diesem Projekt dies und mit jenem das erreichen wollte, abgesehen vielleicht von dem temporären Projekt. Bei diesem stand fest, dass ich es bis Monatsende fertig geplant, geschrieben und überarbeitet haben möchte. Da es nicht sehr lang ist, ist das eine realistische Option gewesen.

 
Aber schon daraus lässt sich schließen, was sich letztlich in meinen Zahlen widerspiegelt: Mein Gesamt-NaNo-Count ist groß, doch was die geschriebenen Worte betrifft, habe ich das klassische Ziel des Monats nicht erreicht. Den restlichen Teil macht vorrangig Planung und ein bisschen Überarbeitung aus.

 
Klar für mich formuliert hatte ich allerdings drei Ziele:

  1. Idealerweise würde ich es schaffen, nur an dem einen Projekt, das ich von der Planungs- in die Schreibphase gesetzt habe, die vollen 50 k zu schaffen.
  2. Alternativ die 50 k zumindest mit allen Schreibprojekten zu schaffen.
  3. Im Endeffekt mit allem – Schreiben, Planen, Überarbeiten – an allen Projekten zusammen, den NaNo einzufahren.

 
Das letzte Ziel war sehr wahrscheinlich erreichbar. Daran hatte ich auch keine großen Zweifel.

An den anderen beiden bin ich gescheitert.

 
Das ist auch der Grund, weswegen ich bei Weitem nicht euphorisch über den Ausgang des Monats bin. Ich mag den Gesamt-Count geschafft haben, aber eindeutig nicht mit Schreiben allein.

 
Zugleich bin ich nicht völlig demotiviert, denn ich hatte mir von vornherein auch ein Ziel gesetzt, dass dies umfasst hat.

 

Schreiben

Für mich ist dies der erste Schreibmonat seit langem gewesen, in dem es für mich vorrangig einen Fokus auf das Schreiben gegeben hat. Auch wenn ich seit über einem Jahr ein Projekt habe, an dem ich konsequent täglich schreibe, so ist dieses für mich ein Nebenbei-Projekt, bei dem mir die Qualität nicht das Wichtigste ist. Das werde ohnehin immer nur ich lesen.

Das Projekt, auf das ich dieses Mal meinen Fokus legen wollte, ist zwar auch nicht für eine Veröffentlichung angedacht, aber meine Intention ist es durchaus, es so zu schreiben, als hätte ich das vor.

 
Nun habe ich bereits mehrere Manuskripte in Schreibmonaten geschrieben – auch dieses Projekt, es ist nämlich ein Re-Write mit zusätzlicher Erweiterung. Ich weiß also aus der Vergangenheit durchaus, wo meine Schwachstellen dabei liegen.

 
Ich bin gut vorbereitet in den Monat gestartet. Ich kenne die Geschichte sehr gut. Ich kenne die Figuren sehr gut. Trotzdem habe ich ständig vor dem virtuellen Papier gesessen und mehr überlegt als getippt. Ich wäre dazu in der Lage gewesen, einfach erstmal runterzuschreiben. Dieser Tipp im NaNo „schreib, überarbeiten kannst du später“ mag für manche Leute funktionieren. Ich weiß, dass ich aus Quantität keine Qualität aufbereite. Ich brauche eine qualitativ solide Grundlage, um zu überarbeiten, ansonsten ist der Berg zu groß, als dass ich ihn abtrage und schön geformt umschichte.

 
In den ersten Tagen des Monats hat sich das für mich quälend langsam angefühlt, denn diese Erfahrung habe ich nie zuvor gemacht. Meine Vergangenheit besteht aus Quantität, mein monatelanges Schreibprojekt hat nicht denselben qualitativen Anspruch. Nichts davon ist für mich vergleichbar gewesen.

 
Zu all dem kommt hinzu, dass mein Hauptfokus eigentlich seit fast einem Jahr dem Häkeln gilt. Es ist einfach das, was ich am meisten tue. Das ist keine bewusste Entscheidung, es ist ein Drang. Für den NaNo musste ich das Häkeln einkürzen. Ich habe also nicht nur unerwartet davor gestanden, dass ich viel langsamer und schwieriger vorankomme als ich es bislang kannte, zugleich musste ich auch noch auf etwas verzichten bzw. es stark einschränken, wonach mir eigentlich am meisten ist.

 
Nach einer Woche ist es mir egal gewesen.

Ich bin nicht gewillt gewesen, den NaNo komplett aufzugeben. Aber mir sind die Zahlen egal geworden. Wichtig war, das temporäre Projekt durchzubringen, an meinem vertrauten Projekt weiterhin täglich zu schreiben und dasselbe mit dem Projekt zu tun, an dem ich am Ersten des Monats zu schreiben begonnen hatte. Allerdings galt dies nicht zwingend für die kalendarische Zeitrechnung, sondern für meine persönliche, die davon um ein paar Stunden abweicht. Und die Menge an Wörtern hat keine Rolle gespielt.

 
Das ist der Kompromiss für mich gewesen.

 
Ich könnte als weitere Faktoren noch anbringen, dass ich zum ersten Mal im NaNo-Forum unterwegs gewesen bin, das erste Mal seit zehn Jahren während eines NaNo in einem Schreibforum aktiv, wo auch wirklich etwas losgewesen ist. Während ich vor zehn Jahren richtig viel interagiert habe, bin ich dieses Mal nicht einmal wirklich mit dem Lesen hinterhergekommen. Ich verstehe noch immer nicht, wie ich das damals überhaupt geschafft habe, das zu tun, in diesen Mengen zu schreiben, wie ich es damals getan habe und trotzdem Zeit für andere Dinge gefunden habe.

Dass dann die Situation im NaNo-Forum (wenn auch nicht im deutschsprachigen Regions-Forum) explodiert ist, hat mich ein, zwei Tage durchaus auch ziemlich gelähmt.

 
Es ist definitiv ein interessanter Monat gewesen, der mir auch nach all den Jahren einiges über mich selbst verraten hat.

Ich habe bestimmte kleinere Ziele erreicht, andere dafür nicht und ich habe weit mehr noch vor mir, als dass ich eigentlich erwartet hatte.

 

Zahlen

Da ich Statistiken mag, liste ich jetzt noch kurz ein paar Zahlen.

Gesamt-NaNo-Count: 114.214 Wörter

 

geschriebene Wörter

„temporäres Projekt“: 9.239 Wörter
„neu begonnen“: 18.967 Wörter
„1. andauerndes Projekt: 11.063 Wörter
„2. andauerndes Projekt: 5.568 Wörter
Gesamt-Wort-Count: 44.837 Wörter

 

umgerechnete Zeiten

Planung & ÜA „temporäres Projekt“: 1.239 min = 20 h, 39 min
Planung restliche Projekte: rund 840 min = 14 h

 
Ganz abschließend kann ich für mich sagen, dass der NaNo als Schreibevent nichts ist, das zu mir passt. Ich bin nicht gehypt, weil NaNo ist, ich ziehe daraus auch keinen Ansporn. Das bedeutet nicht zwingend, dass ich nicht mehr teilnehmen werde, aber meine Ziele werden sehr wahrscheinlich nicht mit der Vorgabe übereinstimmen.

 
Für jetzt bin ich froh, dass der Monat vorbei ist, denn gerade gegen Ende hat er sich für mich erdrückend angefühlt, was daran gelegen hat, dass ich aus dem einmal beschlossenen Ziel, den Monat durchzuziehen aufgrund meiner Zwangsstörung auch nicht einfach mal so aussteigen konnte.

 
Wie die Zukunft dahingehend aussehen wird … ich lasse mich überraschen.

 
Bis denne ☆

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