Katzenernährung: Prey-Barf am Beispiel von Frankenprey (Plus)

Titelbild des Beitrages, enthält nur Text.
Titel: Katzenernährung: Prey-Barf am Beispiel von Frankenprey (Plus)

 
Im letzten Beitrag bin ich in das Thema Rohfütterung eingestiegen, habe ein paar Grundlagen erklärt und eine der bekannten Arten vorgestellt. Heute soll es um eine weitere gehen.

 
Hinter Prey-Barf verbirgt sich ein Spektrum ähnlicher Ansätze, die alle den Nachbau einer Maus verfolgen, denn das Wort Prey bedeutet Beute.
Anders als beim Suppi-Barf sind dabei aber nicht erforschte von Katzen benötigte Nährstoff-Bedarfswerte die Grundlage, sondern die Beutetiere selbst. Da die Maus den Großteil kätzischer Nahrung ausmacht (wenn auch nicht eine einzige Art), wird diese in der Regel als Grundlage genutzt.

 
Daraus ergibt sich, dass die Zusammenstellung des Futters sehr anders funktioniert als beim Suppi-Barf. Gleichzeitig wird natürlich nicht außer Acht gelassen, dass notwendige Nährstoffe zugeführt werden.
Je nach Prey-Barf-Variante werden bestimmte Must-Haves des Suppi-Barfs ebenfalls mitbeachtet. Ein auffälliger Unterschied liegt darin, dass nicht auf das verwendete Fleisch abgestimmt unterschiedliche Mengen Supplemente verwendet werden, sondern immer pauschal supplementiert wird.

 
Wer hier oder da schon etwas zu Prey-Barf gelesen oder aufgeschnappt hat, wundert sich jetzt vielleicht, wieso ich vom Supplementieren spreche, denn manche Menschen bevorzugen diese Art doch, weil sie keiner Supplemente bedarf.
An dieser Stelle widerspreche ich vehement.
Supplemente sind nicht einfach nur irgendwelche (künstlichen) Pulver, sie sind die Nährstofflieferanten, mit denen das reine Fleisch zu vollwertigem Futter ergänzt wird.
Das bedeutet, dass das Blut im Prey-Barf ebenso ein Supplement ist, wie eventuell verwendete Eisentabletten im Suppi-Barf. Oder die Knochen anstelle von Knochenmehl bzw. Dicalciumphosphat. Ich werde also im Folgenden immer wieder auch von Supplementen beim Prey-Barf sprechen, denn selbst wenn es Menschen gibt, die sich davon distanzieren wollen, dem Kind einen anderen Namen zu geben, ändert nichts daran, dass das Kind ist, wer es ist.

 
Die hierzulande bekannteste Form des Prey-Barfs ist Frankenprey. Die Bezeichnung leitet sich von Frankenstein ab, es geht also darum, aus verschiedenen Teilen anderer Tiere eine Maus nachzubauen.
 
Das bedeutet ganz einfach, dass ein bestimmter Prozentsatz des Futters Fleisch ist, ein weiterer Knochen und der Rest Innereien.
Als Erweiterung gibt es Frankenprey Plus, bei diesem kommen dann noch Blut und Fisch hinzu, zusätzlich gegebenenfalls Lachsöl, Vitamin E, Taurin und Calcium.

 
Würde ich diese Art nur vorstellen wollen, könnte ich den Beitrag jetzt im Grunde schon fast beenden. Eine kleine Auflistung der Prozente wäre noch hilfreich, aber viel mehr gäbe es dann nicht zu sagen.
Nur ist das nicht mein Ziel.
Ich möchte mich etwas kritischer mit dem Prey-Barf auseinandersetzen, obwohl ich es nicht ablehne (vielleicht entsteht der Eindruck zeitweise, aber ich habe wirklich nichts dagegen einzuwenden, mir wird oft nur zu undifferenziert damit umgegangen).

 
Viele Halter*innen, die neu ins Barfen einsteigen, empfinden diese Art als einfacher. Und auch solche, die sich bereits mit Hundebarf auskennen.
XY % Fleisch, YZ % Knochen und XZ % Innereien (gesplittet in die eine Hälfte Leber, ein Viertel Niere und der Rest abwechselnd andere Innereien) klingt erstmal sehr einfach. Da ist nichts mit umfangreichem Einlesen, mit viel Zeit und Verarbeiten von Informationen. Es scheint möglich, direkt einzusteigen, es ist nicht nötig, unzählige Supplemente im Schrank stehen zu haben und alles ist wunderbar natürlich.
Genau diese Einstellung kann aber auch zum Problem werden.
Zum einen zieht solch eine Anwendung immer nach sich, dass Abwechslung wirklich wichtig ist. Diese wird auch im Suppi-Barf angestrebt, aber ist sie nicht möglich, kann dort eher darauf verzichtet werden als beim Prey-Barf.
Des Weiteren ist es nötig, immer auch ein bisschen die Nährwerte der Supplemente im Blick zu haben, denn beispielsweise enthält Gänseleber weit weniger Vitamin A, aber viel mehr Kupfer als Rinderleber. Neben der Abwechlung ist es also auch wichtig, grob zu wissen, wie viel wovon worin enthalten ist, um diese Abwechslung gegebenenfalls zu steuern. Das muss nicht auf den Tag oder das Gramm genau sein, es geht nur um den Überblick. Und meine Erfahrung ist eben, dass dies weniger einfach beim Neueinstieg ist als sich an die engeren Vorgaben beim Suppi-Barf zu halten.
Und dann ist da noch der Aspekt, der bei jeder Fütterungsform Anpassungen erfordern kann: Beschaffungsprobleme, Allergien/Unverträglichkeiten, Krankheiten und Abneigungen. Eigentlich ist das sogar mehr als nur ein Aspekt, sondern kann bisweilen umfangreich sein.

 

Frankenprey (FP)

75 – 80 % Muskelfleisch (davon ca. 5 – 15 % Herz), mindestens 10 % Fettgehalt
10 – 15 % fleischige Knochen
10 % Innereien, davon 5 % Leber, 2,5 % Niere, 2,5 % wechselnd (z. B. Milz)
(alternativ 83 – 85 % Muskelfleisch, 5 – 7 % reiner Knochen, 10 % Innereien)
eventuell (pro kg Fleisch-Knochen-Innereien-Mischung):
50 g Ballaststoffe

 

Frankenprey Plus (FP+)

75 – 80 % Muskelfleisch (davon ca. 5 – 15 % Herz), mindestens 10 % Fettgehalt
10 – 15 % fleischige Knochen
10 % Innereien, davon 5 % Leber, 2,5 % Niere, 2,5 % wechselnd (z. B. Milz)
(alternativ 83 – 85 % Muskelfleisch, 5 – 7 % reiner Knochen, 10 % Innereien)
on top (pro kg Fleisch-Knochen-Innereien-Mischung):
50 – 75 g Blut
30 – 50 g Fisch
eventuell (pro kg Fleisch-Knochen-Innereien-Mischung):
1 – 4 g Eierschale
0,5 – 1,5 g Taurin
2 – 3 Tropfen Vit. E (allcura), 36 IE
1 g Lachsöl (nicht bei Wildfleisch oder Fleisch aus reiner Weidehaltung ohne Zufütterung)
50 g Ballaststoffe

 

Unterschied FP und FP+

Im Großen und Ganzen liegen die Unterschiede in den Feinheiten. Das Grundprinzip ist gleich. FP+ ist ergänztes FP, was auch als verbessertes FP bezeichnet wird.
Das liegt z. B. daran, dass das Fleisch, das verkauft wird, ausgeblutet ist. Das macht es einerseits zwingend nötig, immer Milz zu füttern, um den Eisenbedarf überhaupt etwas zu decken, weil der Anteil aus dem Fleisch und den anderen Innereien sonst sehr gering ist. Das führt wiederum dazu, dass dadurch keine Abwechslung bei den Innereien erfolgen kann, weil Leber (Vitamin A) und Niere (Vitamin-B-Gruppe) zwingend sind. Durch die Zugabe von Blut wird zusätzlich Eisen supplementiert.
Der Fisch dient – je nach Wahl – der Zufuhr von Vitamin D sowie Jod.
Ähnlich ist es mit der Zugabe von Eierschale. Knochen liefern Calcium und Phosphat. Es ist aber meist nicht möglich, auf ein gesundes Verhältnis von Calcium zu Phosphat (Ca/P-Verhältnis) zu kommen, wenn Calcium ausschließlich mit Knochen supplementiert wird. Das liegt einerseits daran, dass über das Fleisch viel Phosphat ins Futter kommt, andererseits hängt es von der Wahl der Knochen ab. Hühnerhälse enthalten beispielsweise nicht viel Calcium, weil sie oft mehr Fleisch als Knochen enthalten, andererseits entwickeln sich die Hühner meist nicht lang genug, um überhaupt genügend Calcium in den Knochen einzulagern. Ein dauerhaft verschobenes Ca/P-Verhältnis kann im Endeffekt Erkrankungen wie CNI begünstigen. Weitere Informationen inklusive Rechnungsbeispielen könnt ihr auf katzen-fieber.de finden.
Die Gabe von Taurin liegt darin begründet, dass Herzen zwar ein hoher Tauringehalt nachgesagt wird (vor allem Putenherzen, wofür allerdings keine Zahlen als Nachweis vorliegen, möglicherweise hat es einfach einen Übertragungsfehler gegeben), sie allerdings nicht in zu großen Mengen verfüttert werden sollten, denn es gibt Katzen, die das absolut nicht vertragen, außerdem ist die Struktur nicht mit dem restlichen hochwertigen Muskelfleisch vergleichbar.
Für Vitamin E, Lachsöl und Ballaststoffe gilt hier im Grunde dasselbe wie beim Suppi-Barf, in der optionalen Handhabung wie auch in der pauschalen Menge (es gibt auch beim Suppi-Barf pauschale Rezepte, für die mit vielen Tierarten gemeinsam durchschnittliche Werte für die Supplementierung berechnet worden sind und dabei liegen die Mengen für Vit. E, Lachsöl und Ballaststoffe in etwa wie beim FP+).
Es wird also einfach noch mehr ergänzt, um besser sicherstellen zu können, dass die Katzen mit allen nötigen Nährstoffen ausreichend versorgt sind. Das Grundprinzip ändert sich dadurch nicht.

 
Allein der Unterschied zwischen FP und FP+ zeigt schon auf, wieso Abwechslung sehr wichtig ist, aber trotz der Ergänzungen gilt dies auch für FP+. Denn beispielsweise der Leberanteil ändert sich bei beiden Varianten nicht, was bedeutet, dass auch die Vitamin-A-Versorgung gleich ist.

 

Beschaffungsprobleme

Je nach den eigenen Umständen (Wohnsituation (ländlich/städtisch), Mobilität (eigener Pkw/Angewiesenheit auf öffentliche Verkehrsmittel und entsprechende Anbindung), Lagerungskapazitäten u. v. m.) ist es für die einen Halter*innen einfacher als für die anderen, Zutaten für viel Abwechslung zu besorgen. Wer eingeschränkt ist, schwer an verschiedene Innereien kommt oder wo entsprechende Lagerungsmöglichkeiten fehlen, kann es schwierig werden, die nötige Vielfalt zu bieten (das bedeutet nicht, dass es ausgeschlossen ist, es ist einfach sehr individuell). Das ist ein Punkt, der beachtet werden sollte, wenn ihr vor der Wahl steht, euch für eine Variante (Prey- oder Suppi-Barf) zu entscheiden.

 

Abneigungen

Und wenn ihr an alles problemlos rankommt, aber eure Katzen eine völlige Abneigung gegen Innereien hegen oder sie Knochen nicht kauen wollen und ihr diese nicht klein genug wolfen könnt, dann bringt dieser Ansatz auch nichts, egal wie viel natürlicher er erscheinen mag.
Ein Beispiel hierfür ist die Verwendung von Niere als Supplement für die B-Vitamine. Könnt ihr diese nicht verwenden, entfällt nicht nur das Supplement mit einer Menge von 2,5 % der Mischung, sondern ihr müsst natürlich auch wissen, wie ihr sie durch andere Supplemente ersetzen könnt. Die üblichste Form beim FP(+) ist Bierhefe, weil sie ebenfalls natürlich ist. Ich habe es in den FB-Gruppen oft erlebt, dass Halter*innen, die keine Niere auftreiben konnten, komplett in den Seilen hingen, weil sie nicht wussten, wie sie das ausgleichen sollen. An dem Punkt ist diese simple Formel mit ein paar festen Prozenten für viele kompliziert. Weil sie sich nur auf diese Formel verlassen, aber nicht tiefer schauen. Und genau dafür versuche ich zu sensibilisieren: Es ist mit Merken und Anwenden der Formel allein nicht getan. Wenn ihr alle Zutaten gut bekommt, kann sie ein guter und vor allem schneller Einstieg sein, was besonders dann hilfreich ist, wenn es eben schnell gehen muss. Aber an dem Punkt solltet ihr niemals stoppen, sondern weiteres Wissen ansammeln. Das gilt im Grunde auch für andere Nährstoffe und somit auch andere Bestandteile im FP(+), damit ihr zum einen wisst, welcher denn überhaupt welche Nährstoffe liefert, nach Möglichkeit auch ungefähr in welcher Menge und andererseits, um bei Bedarf sofort zu wissen, wie ihr ersetzen und diesen Ersatz berechnen könnt bzw. welche pauschalen Mengen davon als Ersatz üblich sind.

 

Und dann sind da noch Krankheiten

Es gibt ein paar wenige, bei denen es wichtig ist, das Futter anzupassen.
Eine möglicherweise geringere Gabe von Fett unter Pankreatitis ist mit FP(+) noch relativ einfach zu bewerkstelligen (zumal das von Katze zu Katze individuell ist, ob sie darunter wirklich weniger Fett verdauen können).
Auch bei einer Schilddrüsenüberfunktion (SDÜ) kann FP(+) noch ganz gut funktionieren, wobei ich immer vor allem auf den Jodgehalt beim Fisch achten würde, um nicht so sehr viel zuzuführen. Die Einstellung der Medikation muss ohnehin überwacht werden.
Am schwierigsten dürfte die Fütterung unter CNI sein. Dort ist es wichtig, auf den Phosphat-Gehalt zu achten, er sollte so niedrig wie möglich liegen. Im Grunde bedeutet es, dass keine Knochen verfüttert werden sollten. Und parallel dazu eben das Ca/P‑Verhältnis für CNI angepasst werden muss. Das ist möglich, es bedeutet nur, dass ihr das per Hand nachrechnen müsstet. Und während die allgemein pauschale Ca‑Supplementierung im FP+ durchaus möglich ist, schwankt das Ca/P‑Verhältnis dabei dann trotzdem, vor allem je nach P‑Gehalt des Fleisches. Hier bin ich der Ansicht, dass auch das so stabil wie möglich gehalten werden sollte. Das bedeutet, dass die Menge an Eierschale (bzw. Calciumcarbonat/Calciumcitrat) nicht in jedem Rezept pauschal gleich hoch liegen sollte.
Mir war das tatsächlich eine Mischung aus zu viel Aufwand und zu viel Ungenauigkeit. Ich kann sowas berechnen, aber brauche dafür doch einiges an Konzentration und hatte zusätzlich auch Probleme mit der Beschaffung. Deswegen habe ich mich damals für das Suppi-Barf entschieden. Aber das war meine persönliche Entscheidung. Wenn ich aber mal von mir wegblicke, habe ich damals Menschen gesehen, denen ich jederzeit FP+ zutraue, auch bei Krankheiten. Und aber auch leider eine Menge – denn das war der Großteil -, bei denen ich denke, spätestens bei Krankheiten rate ich zum Wechsel auf Suppi-Barf. Fürs Lernen von Hintergründen eigentlich von Anfang an.

 
Genau das ist ein bisschen mein Problem mit diesem legeren Umgang, dass Prey-Barf so schön einfach ist.
Es hat damals immer mal Fragen nach Buchempfehlungen für FP gegeben und die Antwort war eigentlich immer „das gibts nicht, das würde kein Buch füllen“. Und die Antwort empfinde ich als bedenklich. Wie ihr oben seht, ausschließlich darauf bezogen, wie FP(+) zusammengesetzt wird, stimmt das. Aber das beinhaltet eben kein bisschen, was wofür wichtig ist, welche Supplemente welche Nährstoffe in welcher Menge liefern, wie man übliche Supplemente bei Bedarf durch andere ersetzt, wie man gegebenenfalls bei Krankheiten etwas verändern muss usw. Dieses grundlegende Hintergrundwissen zur kätzischen Ernährung kommt bei dieser Aussage einfach zu kurz, obwohl es wichtig ist.

 
Nehmt euch also bitte immer die Zeit, euch dieses Wissen anzueignen. Wenn dann die Möglichkeiten für euch gegeben sind, steht auch verantwortungsbewusstem Barfen durch Prey-Modelle absolut nichts im Weg.
Ansonsten lest bitte auch den vorigen Beitrag. Ich nenne darin einiges an allgemeinen Barfgrundlagen wie auch Erfahrungen (meine eigenen wie auch welche, die ich über die Jahre von anderen Halter*innen gelesen habe). Dabei geht es um die Handhabung bei der Zubereitung, mögliche Vorlieben beim Barf, sehr übliche Fragen (z. B. Blutuntersuchung aufgrund von Barf, Fütterung von Schweinefleisch, 20-%-Regel usw.), also Dinge, die nicht an eine Art zu barfen gebunden sind. Und die überhaupt der Grund sind, warum der andere Beitrag so lang geworden ist, das liegt nämlich gar nicht am Suppi-Barf selbst.

 
Bis denne ☆

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